Erfahrungsbericht: Praktikum in Montréal, Kanada

Ich habe zwei Monate in Montreal, in Kanada, verbracht. Einen Monat davon in ich zur Sprachschule ILSC (International Language School of Canada) gegangen und den darauffolgenden Monat habe ich ein Praktikum in der Anwaltskanzlei „de Bagis et Daniel“ absolviert.

Die Erfahrungen, die ich dort sammeln durfte waren durchweg positiv. So wurde ich am ersten Tag sofort sehr herzlich von meiner Gastfamilie aufgenommen. Ich fühlte mich von der ersten Minute an, wie ein Teil ihrer Familie und nicht wie jemand, der einfach nur für zwei Monate bei ihnen leben wird. Mein Gastvater begrüßte mich bei unserem ersten gemeinsamen Essen mit den Worten „Willkommen in deiner Familie“ und so habe ich mich auch gefühlt. Meine Gasteltern, sowie mein kleiner Gastbruder und meine Gastschwestern aus Kolumbien und den Vereinigten Staaten haben es mir mehr als leicht gemacht mich wie zu Hause zu fühlen, sodass ich gar keine Zeit hatte viel an zu Hause zu denken oder gar Heimweh zu bekommen. Sie haben sich sehr liebevoll um mich gekümmert, so zum Beispiel am Morgen, wenn ich vor den anderen das Haus verlassen habe, habe ich jeden Morgen einen kleinen Zettel gefunden auf dem mir von meinen Gasteltern ein schöner Tag gewünscht wurde und ich solle vorsichtig sein und auf mich aufpassen. Man sieht also, sie haben gleich die Ängste der leiblichen Eltern übernommen. So hat meine Gastmutter mir auch gestanden, dass sie abends nicht schlafen könne, bis alle Mädchen wieder zu Hause seien, was besonders am Wochenende zu Schlafmangel führte. Zusammenfassend kann ich getrost sagen, dass aus meiner Gastfamilie „ma famille québecoise“ wurde, mit denen ich jetzt, nachdem ich schon seit einigen Wochen wieder in Deutschland bin, noch fast täglichen Kontakt habe.

Zu meiner Schulzeit muss ich sagen, dass sie sehr nützlich war um Anschluss zu finden und um viele sehr interessante Menschen kennen zu lernen. Auch die internationale Atmosphäre hat mir sehr gefallen, sowie ein Großteil der Lehrer, die durchweg noch sehr jung waren und mit uns mehr auf einer freundschaftlichen Ebene als auf einer Lehrer- Schüler Ebene unterhalten und verhalten haben. So erhielten wir von ihnen viele nützliche, interessante und hilfreiche Tipps um Montreal kennen zu lernen und um keine Unsummen für eigentlich recht preiswerte Dinge auszugeben. Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass die Zusammenstellung der Klassen eher unglücklich war. So war ich in meiner ersten Klasse die einzige Person, die kein spanisch sprach und die anderen, trotz Verbot, viel spanisch miteinander sprachen, wenn auch ohne böse Absichten, da sie mir später immer übersetzten worüber sie sprachen, aber dennoch haben sie sich in ihrer Muttersprache und nicht in französisch unterhalten. Außerdem lagen ihre Schwächen in der Aussprache und meine in der Grammatik. So beherrschen sie nahezu perfekt die französische Grammatik, sprechen aber mit einen sehr starken Akzent, ich dagegen war auch vor meinen Aufenthalt schon in der Lage mich ohne großen Akzent zu unterhalten, machte aber eine große Anzahl von Fehlern. Das machte es natürlich auch für unsere Lehrer schwer den Unterricht zu planen und zu gestalten und dabei allen Schülern gerecht zu werden. Mein Vorschlag wäre daher, dass man nicht so viele Schüler, die dieselbe Muttersprache sprechen in eine Klasse einteilt und mehr auf die Stärken und Schwächen der Schüler, die in dem Vorgespräch festgestellt werden achtet und diese dann auch berücksichtigt.

Was das Programm des Praktikums angeht kann ich mich nur positiv äußern. So hat die Person, die sich um die Praktika kümmert für mich einen Praktikumplatz in einer Anwaltskanzlei gefunden, obwohl ich zuvor noch keinerlei Erfahrungen in diesem Gebiet hatte, was sich als nicht ganz einfach herausstellte.
Ich hatte während meines Praktikums meinen eigenen Arbeitsplatz, mit Computer, mit Zugang zum Internet, einem Telefon und alles, was zu einem richtigen Büro eben dazugehört. Eine weitere positive Überraschung war, dass mir richtige Aufgaben zugeteilt wurden. So gehörte es zu meinem Aufgabenbereich alle ankommenden Anrufe anzunehmen und Nachrichten anzunehmen. Sowie Anrufe für die Anwälte zu tätigen um Informationen für die zu beschaffen und um Termine mit Klienten festzulegen. Außerdem habe ich täglich Briefe, Faxe und Rechnungen verfasst, sowie auch Texte für ihre Internethomepage. Und das alles auf französisch, was mich fast täglich vor neue Herausforderungen gestellt hat, da die Klienten am Telefon oft sehr schnell und mit einem Akzent gesprochen haben, da sie nicht erwartet hätten mit einer ausländischen Praktikantin zu sprechen, mit der Hilfe meiner Kollegen konnte ich diese Herausforderungen, aber alle gut meistern. So haben die mir typische Sätze, die sie benutzen, wenn sie Telefonanrufe entgegennehmen aufgeschrieben. Außerdem haben sie sich immer Zeit genommen, die von mir verfassten Texte zu korrigieren und um meine Fragen zu beantworten. Der Höhepunkt meines Praktikum war es aber unbestritten eine Anwältin zu Gericht zu begleiten. Sie hat sich dann auch noch ausreichend Zeit genommen um mir den Gerichtshof zu zeigen und mir verschiedene Verhandlungssäle zu zeigen und mir noch viel dazu erklärt, was höchst spannend und aufschlussreich war.

Alles in allem, kann ich allen anderen nur empfehlen diesen Schritt auch zu wagen und für einige Wochen oder Monate ins Ausland zu gehen. Man lernt eine neue Sprache bzw. verbessert seine bisherigen Kenntnisse.
Außerdem ist die Atmosphäre dort unbeschreiblich, da man nur Menschen trifft, die dieselben Interessen und Ansichten haben, da sie auch offen auf andere Menschen, Sprachen und Kulturen zugehen, da sie sich ansonsten nicht dazu entschieden hätten diese Reise zu machen.
Für mich waren diese zwei Monate einfach unvergesslich und unbeschreiblich schön. Ich bin froh es gewagt zu haben und würde es sofort wieder machen. Wenn mir jemand dieses Angebot machen würde, würde ich ohne zu zögern sofort, aber wirklich sofort meine Koffer packen.

Marina aus Essen

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2 Reaktionen zu “Erfahrungsbericht: Praktikum in Montréal, Kanada”

  1. Carlotta

    Das hört sich total toll an. genau sowas würde ich im nächsten Sommer auch gerne machen. Hast du das mit einre Organisation gemacht, oder privat organisiert? Ich finde im internet nähmlich keine brachbare Organisationen die eine Reise zwei Monate lang anbietet. Wär toll wenn du mir antworten würdest. carlotta

  2. Do it! Sprachreisen

    Liebe Carlotta,

    Marina hat das Praktikum über uns, über Do it! Sprachreisen, organisiert. Bei Interesse leiten wir Dir gern entsprechende Kontaktdaten weiter. Gern schicken wir Dir auch Unterlagen zu diesem Programm zu. Melde Dich doch einfach einmal bei uns. Wir freuen uns, von DIr zu hören! Das Team von Do it! Sprachreisen.

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