…Ein Jahr später

Hallo!

Jetzt bin ich schon ein Jahr wieder in Deutschland und inzwischen habe ich mich wieder sehr gut hier ein gelebt.

Allerdings kommt es mir so vor, als sei es erst gestern gewesen, dass ich nach einer Reise mit vielen Komplikationen endlich in Hamburg landete und mich meine Eltern und meine beiden besten Freundinnen hier wieder in Empfang nahmen.

Obwohl sich seit Langem wieder der Alltagstrott eingestellt hat und in Deutschland fast alles so ist wie vor meiner Reise, weiß ich, dass ich etwas erlebt habe, wovon ich zwar allen erzählen kann, es aber niemand so nachempfinden kann wie ich.

Denn es sind Erinnerungen, Empfindungen, ja sogar Gerüche, die man einfach mit dieser Zeit verbindet.

Es war eine wunderbare Erfahrung, einfach mal ins kalte Wasser zu springen, in ein fremdes Land zu fliegen, bei Leuten, die man (noch) nicht kennt zu wohnen, in eine neue, völlig andere Schule zu gehen…

Ich war für ein Semester in der hübschen Hauptstadt New Brunswicks, Fredericton. Diese ist zwar mit seinen ca. 50 000 Einwohnern nicht gerade groß, aber es gab ein Einkaufszentrum, ein Kino, Museen und ein Theater.

Ich hatte das Glück, bei einer sehr netten Gastfamilie zu leben. Ich hatte noch zwei „Brüder“, die ebenfalls Austauschschüler waren. Einer kam aus Brasilien, der andere aus Österreich. Mit den beiden habe ich mich super verstanden und wir hatten immer eine Menge Spaß.

Meine Gasteltern hatten noch zwei eigene Kinder, die allerdings nicht mehr zu Hause wohnten.

Zudem besaßen sie noch einen Hund und drei Katzen.

Der erste Schultag war sehr aufregend. Insgesamt waren wir vier Deutschsprachige, mehrere Japaner und sechs oder sieben Brasilianer an der Schule also verhältnismäßig wenige Austauschschüler für eine so große Schule wie Leo Hayes High School. Denn dort gehen circa 1800 Schüler zur Schule, mehr als doppelt so viele wie an meiner Schule in Deutschland.

Anstatt der gewohnten Zeit von 7:50 bis 13:10 ging der Schultag dort von 8:33 bis 15:30 und man belegte jeden Tag dieselben fünf Fächer.

Es gab ein riesiges Fächerangebot. Nach längerem Überlegen entschied ich mich, World Issues, Kunst, Englisch, Mathe und Theater zu belegen.

Das hat mir so gut gefallen, dass ich hier in Deutschland nun Kunst als Profilfach gewählt habe und auch Theater spiele.

Da ich um einen Monat verlängert habe, musste ich auch die Kurse für das zweite Semester neu aussuchen. Für die kurze Zeit, die mir blieb, wollte ich gerne in Fächer reinschnuppern, die sich ausgefallen anhörten und so kam es, dass ich mich die letzten Wochen meines Aufenthalts mit Graphic Arts & Design, Advanced Theatrix, Mathe, Housing & Interior Design und Media Studies beschäftigte. Das waren alles super interessante Fächer und ich finde es immer noch schade, dass ich nicht bis zum Ende des Semesters dableiben konnte.

Auch wenn viele Eltern wollen, dass man möglichst die gleichen Kurse belegt, wie in Deutschland, damit man nur nicht zu viel versäumt, kann ich nach meiner Erfahrung nur sagen: Tut es nicht. Der Lehrstoff ist ein ganz anderer als hier und dieses Jahr oder Semester soll dazu da sein, sich selbst auszuprobieren. Entweder man wiederholt dann ein Schuljahr oder man setzt sich in den ersten Wochen zu Hause hin und arbeitet den Stoff nach (Das ist gar nicht so viel! Denn in den meisten Fächern ist das gar nicht nötig^^) Versucht aber ruhig etwas anderes zu machen als zu Hause!

Insgesamt ist die High School etwas ganz anderes als die Schule in Deutschland. Dass die Schulzeiten anders sind und es mehr Wahlmöglichkeiten gibt hatte ich ja schon erwähnt. Eine ganz neue Erfahrung war auch der „School Spirit“. Alle haben zusammengehalten und jeder war stolz auf seine Schule. Das hat mich schwer beeindruckt. In Deutschland ist die Schule ein Haus, wo man zum Lernen hingeht und einen nichts weiter mit verbindet. In Kanada ist die Schule so wie eine große Familie. Klingt vielleicht etwas kitschig, aber ich weiß nicht, wie ich das anders beschreiben soll.

Wie schon erwähnt, habe ich meinen Aufenthalt verlängert. Der Grund dafür war, dass ich in der School Production eine etwas größere Rolle bekommen hatte und ich unbedingt für die Aufführungen, die übrigens im städtischen Theater stattfanden, da sein wollte.

Während meiner Zeit bin ich mit meiner Gastfamilie etwas gereist: Innerhalb von New Brunswick, aber auch nach Prince Edward Island, New York City und Quebec City.

Statue of Liberty in NYC

Carneval d’hiver in Quebec City

Es war fantastisch, die Städte und Plätze zu besuchen, die man zuvor nur in Filmen und auf Fotos zu Gesicht bekommen hatte.

Ich habe in meiner Freizeit viel mit Freunden unternommen und bin mit vielen auch jetzt noch sehr gut befreundet. Da mein Gastbruder in der Eishockeymannschaft der Schule spielte, war ich auch oft bei den Spielen. Eishockey ist einfach etwas typisch Kanadisches.

Ich kann euch nur wärmstens empfehlen einen Schüleraustausch zu machen. Man lernt viel über die andere Kultur und wie die Menschen dort leben. Natürlich lernt man sprachlich auch sehr viel. Aber ich glaube, am meisten lernt man über sich selbst.

Viel Erfolg!

Liebe Grüße,

eure Inga

Whale watching in St. Andrew’s

…Ein Jahr später

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